Die Tage sind kürzer und das Wetter winterlich – Zeit sich ein wärmendes Getränk zu besorgen und einmal kurz ins aktuelle Luftrecht einzusteigen:
Das Luftrecht ist vielschichtig. In einem ersten Ansatz gliedert es sich in internationales, europäisches, nationales und zwischenstaatliches Recht.
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Auf internationaler Ebene ist Luftrecht Völkerrecht, z.B. die ICAO oder ITU als Sonderorganisationen der Vereinten Nationen.
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Die ICAO organisiert ihre Bestimmungen in Annexen [1] und trifft Festlegungen, die die internationale Luftfahrt vereinfachen, z.B.
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Maßsysteme
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Zeitsystem (UTC)
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ICAO-Alphabet
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Standards für Such- und Rettungsdienste
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Pflicht der Mitgliedländer zum Erstellen und Veröffentlichen einer AIP und Pflicht zum Betreiben eines Wetterdienstes und weiterer Dienste für die Luftfahrt
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Auf europäischer Ebene ist Luftrecht Verordnungen. Verordnungen sind direkt und unmittelbar in den Mitgliedsstaaten gültig.
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z.B. diese Verordnungen
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Durchführungsverordnung (EU) Nr. 923/2012 zur Festlegung gemeinsamer Luftverkehrsregeln und Betriebsvorschriften für Dienste und Verfahren der Flugsicherung (kurz englisch Standardised European Rules of the Air, SERA)
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Verordnung (EU) Nr. 1178/2011 der Kommission vom 3. November 2011 zur Festlegung technischer Vorschriften und von Verwaltungsverfahren in Bezug auf das fliegende Personal in der Zivilluftfahrt gemäß der Verordnung (EG) Nr. 216/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates
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zusätzliche Verordnungen verändern bestehende Verordnungen, und damit können Verordnungen diese Zustände haben:
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in force: eine Verordnung kann in Kraft sein, aber ihr Inhalt kann durch weitere Verordnungen verändert (ergänzt, gekürzt, umgedreht,…) worden sein
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consolidated: eine konsolidierte Fassung einer Verordnung integriert ALLE Änderungen und ist damit die gültige UND aktuelle Fassung der Verordnung
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eine Vielzahl von Verordnungen bildet zusammen die „Parts“ oder Teile – meistens in Anhängen
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jeder Part regelt einen bestimmten Bereich des Luftrechts (Lizenzen, Ausbildungsorganisationen, Wartungsbetriebe, Zulassung, …)
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die Parts werden von der EASA als Easy Access Rules konsolidiert und kommentiert, damit wir Luftfahrende immer die aktuellen Informationen leicht zugänglich haben
- die Parts und die Easy Access Rules sind immer gleich aufgebaut
- Nummern: [Buchstabencode].[Nummer] für jede einzelne Regel
- Farben: BLAU: Regeln der Verordnung; GELB: Beschreibung, wie die Regel umgesetzt werden muss; GRÜN: zusätzliche Erläuterungen
- Für uns Privatpilotinnen und Piloten sind diese Parts wichtig:
- SERA – Standardised Rules of the Air, z.B.
- Mindesthöhe: SERA.3105
- Minima für den Sichtflug: SERA.5001
- Ausweichregeln: SERA.3210
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- FCL – Lizenzen und Klassenberechtigungen, z.B.
- Privatpiloten (PPL): FCL.200ff.
- LAPL: FCL.100ff.
- Führen des persönlichen Flugbuches: FCL.050
- Klassenberechtigungen: FCL.700 und FCL.740
- 90-Tage Regelung für die Mitnahme von Passagieren: FCL.060 (b)(1)
- Schleppberechtigung: FCL.805
- Differenzschulungen: FCL.135.A LAPL(A) bzw. FCL.710
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- NCO – Operationen mit anderen als komplexen Flugzeugen, z.B.
- Verantwortlichkeiten des PIC: NCO.GEN.105
- Dokumente an Bord: NCO.GEN.135
- Briefing der Passagiere: NCO.OP.130
- Fliegen über Wasser: NCO.IDE.A.175
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- MED – medizinische Tauglichkeit, z.B.
- Einschränkungen: MED.A.020
- Medicals: MED.A.030
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- SERA – Standardised Rules of the Air, z.B.
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Nationales Recht wird in Deutschland vom Bundestag erlassen und im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Die meisten deutschen Gesetze bilden europäische Verordnungen ab – also die Parts. Das LuftSiG mit der ZÜP ist eine deutsche Besonderheit. NfL [2] sind Amtsblätter zur verbindliche Bekanntmachungen von Anordnungen sowie wichtige Informationen für die Luftfahrt. Durchgeführt werden Aufgaben, Rechts- und Verwaltungsakte von
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Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), das delegiert an
- Wichtige Gesetze sind
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Zwischenstaatliches Recht wird als Vertrag zwischen zwei Staaten geschlossen und spielt für uns Privatpilotinnen und Privatpiloten selten eine Rolle – schon gar nicht innerhalb der EU.
Bei Gesetzen gilt immer: nur die aktuelle Fassung ist gültig und dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit.
Viel Spaß beim Entdecken – die Easy Access Rules machen es echt einfach, in die europäischen Verordnungen einzutauchen!
[1] Die Annexe der ICAO sind in Deutschland kostenpflichtig – andere Länder werten den notwendigen Zugang zu verbindlichen Regelungen anders
[2] Nachrichten für Luftfahrer – sind bei uns am Platz abonniert und Zugänglich