EINLEITUNG
Als VL3-Microlight Flieger wurde ich vor 5 Jahren in dem Freundeskreis der Grumman Tiger Piloten herzlich aufgenommen. In jedem Jahr legen wir den Zeitpunkt unserer Adventuretour fest. Wohin wir fliegen, lassen wir allerdings offen und machen das von der jeweiligen Wettersituation abhängig. Diese Flexibilität hat sich bewährt und es gibt ja in Europa genug schöne Länder, die ein Ziel wert sind; also nutzen wir die dunkle Jahreszeit und arbeiten verschiedene Tour-Vorschläge in Richtung Norden / Osten / Süden / Westen aus.
Ungefähr 2 Wochen vor dem Tour Start schauen wir gespannt auf die Großwetterlage zur Abschätzung, wohin es uns diesmal führen könnte. Jetzt sind es noch gewagte Annahmen, die sich aber eine Woche vor unserer Tour konkretisieren.
Am Samstag, den 3.6. 2023, wollten wir uns an einem bestimmten Ziel treffen, um von dort aus unsere gemeinsame Tour zu starten. Den Dienstag davor haben wir eine Videokonferenz durchgeführt, um alles zu besprechen und unseren Treffpunkt zu bestimmen.
Die Großwetterlage des Deutschen Wetterdienstes zeigte ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet über den britischen Inseln und dem Osten Europas; daher war die Entscheidung klar, dass uns die Tour dieses Mal ins Baltikum führen soll. Für unsere Freunde aus Norwegen (ENRA) bescherte das Wetter allerdings noch dichte Wolken, aus denen zum Teil Schnee fiel. Unsere Wikinger machten sich bereit, die nächste Wolkenlücke zu nutzen, um uns am verabredeten Zielflugplatz Höganäs (ESMH) in Schweden zu treffen.
ORGANISATION
Die Tour-Vorschläge haben Jörg und ich ausgearbeitet, immer mit der Flexibilität, diese an die vorherrschenden bzw. vorausgesagten Wetterbedingungen anzupassen. Aus diesem Grund buchen wir unsere Hotels kurzfristig über booking.com oder Expedia, da wir oft unser Ziel für den nächsten Tag erst am Abend unserer Ankunft gemeinsam festlegen. Bezüglich der Hotelbuchung haben mir die Fliegerkameraden ihr volles Vertrauen geschenkt, so dass ich für alle Teilnehmer die Hotels buchen konnte und meine Freunde mit der Auswahl zufrieden waren.
Dann brauchten wir noch einen Finanzminister. Manfred war so freundlich, diesen Posten zu übernehmen; d.h.: er übernahm für die gesamte Gruppe die Auslagen für Taxi und Restaurants. Zum Ende der Tour wurde alles zusammengerechnet und durch die Anzahl der Teilnehmer geteilt.
FLUGVORBEREITUNG
Für das Wetter-Briefing mussten wir in der Woche unserer Tour wenig Zeit investieren, da wir eine stabile Wetterlage Im Bereich des Baltikums und Polen hatten.
Für die Routenplanung, Aufgabe des Flugplans sowie Schließen des Flugplans haben wir das Programm SkyDemon verwendet. Sowohl die Weiterleitung der Flugpläne durch SkyDemon als auch das Schließen hat in allen Ländern ohne Probleme funktioniert.
Um sicher zu sein, dass wir auch am Zielflugplatz Kraftstoff für unsere Flugzeuge bekommen, haben wir teilweise Anfragen per E-Mail oder auch telefonisch durchgeführt.
Die Zeitzone im Baltikum für Litauen, Lettland und Estland liegt – 3h UTC.
PERMISSIONS
Die UL-Fliegerei unterliegt nationalen Regelungen. Daher kann es in anderen europäischen Nachbarstaaten erforderlich werden, Genehmigung für den Einflug oder Durchflug einzuholen. Die emf (European Microlight Federation) hat hierzu ein Dokument veröffentlicht, das die Anforderungen der jeweiligen Nachbarstaaten erklärt. Für unsere Tour wurden Genehmigungen für Dänemark, Litauen und Estland erforderlich und diese wurden auch erteilt.
1. Tag – Samstag, 03.06.2023 – ESMH Höganäs, Schweden
Die Großwetterlage des Deutschen Wetterdienstes zeigte ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet über den britischen Inseln und dem Osten Europas.
Unser Treffpunkt sollte Höganäs in Schweden sein. Unsere Wikingerfreunde haben eine Wolkenlücke am Donnerstag genutzt, um aus Mo I Rana Richtung Schweden zu starten. In Schweden machten die beiden in ESKD, Dala-Järna, Zwischenstopp und kamen bereits am Freitag in Höganäs an. Die Grumman Tiger aus Bonn-Hangelar und Itzehoe und unsere VL3 aus Melle-Grönegau machten sich am Samstagmorgen auf den Weg. Die ersten kamen um 14:00 Uhr LT an und wurden herzlich von unseren Freunden Sverre und Gunnar aus Norwegen begrüßt.
Der Anflug auf ESMH war unspektakulär, glücklicherweise war der Platz mit einem Flugleiter besetzt, der uns die Piste 32 zur Landung angab. Die Graspiste war in einem gepflegten und ordentlichen Zustand und nach dem Verlassen der Piste konnten wir direkt zur Tankstelle rollen, an der der Servicemitarbeiter bereits den Flieger von Carsten und Sven betankte.
Nach dem Eintreffen von Christoph und Jörg sind wir mit dem Taxi zu unserer Unterkunft Beach Room gefahren, wo wir die erste Nacht verbringen wollten. Dieses Hotel ist einfach aber gepflegt und wir wurden von einer sehr netten Dame empfangen, die uns die Zimmer zuteilte.
Unseren gemeinsamen ersten Abend wollten wir dann in einem Restaurant verbringen, das Sverre und Gunnar bereits am Abend auskundschaftet hatten. Was wir nicht wussten, heute Abend war Karaoke und die ersten Hobbymusikanten standen schon in den Startlöchern und – alle Achtung – manche machten ihre Sache wirklich gut. So langsam kam in mir der Mut auf, auch ein Lied vortragen zu wollen, worauf Jörg zielstrebig zum DJ ging und einen Titel von der Band Midland für mich bestellte. Dann hieß es nur noch: Hendrik, du bist gleich dran. Mein Vortrag wurde respektvoll mit Applaus bedacht und ich wurde von meinem Vorgänger sogar abgeklatscht. Als Pilot muss man jedoch fit sein, so dass wir um 23:00 Uhr LT das Lokal verließen, um uns für den nächsten Tag auszuruhen. Schade, wir wären gerne noch geblieben.
2. Tag – Sonntag, 04.06.2023 – EPOD DAJKI k/Olsztyna, Polen
Wetter: CAVOK
Unser nächstes Ziel war EPOD DAJKI k/Olsztyna in Polen. Eine Option war auch, die Baltikumtour über Finnland zu beginnen, was wir aufgrund eines kleinen Tiefausläufers über Finnland und Estland zu Beginn der Woche verworfen haben. Die Flugplanung und der Flugplan wurden mit Sky Demon gemacht und um ca. 09:00 Z ging es in die Luft. Der Flugplan wurde per Funk über Sweden Control geöffnet und auf 2000 ft AMSL ging es dann unterhalb der TMA bis zur Ostküste und weiter auf 4000 ft AMSL Richtung Bornholm an der CTR vorbei. Als wir in die FIR-Warszawa (Polen) wechselten, waren wir erstaunt über die schlechte Funkqualität. Immer wieder waren nur Bruchstücke zu verstehen, auch ein „how do you read“ wurde nicht verstanden. Da wir einen Flugplan aufgegeben hatten und frei von CTRs, TMA und Luftraumbeschränkungsgebieten flogen, waren wir, trotz der mangelhaften Verständigung zum ATC, sicher in der Durchführung unseres Fluges.
Kurz vor unserem Ziel wurde die Funkverbindung besser und wir melden uns von der FIS-Frequenz ab, zum Landeanflug auf EPOD. Der Landeplatz war mit einem Englisch sprechenden Flugleiter besetzt, der uns zum Anflug die Asphalt-Piste 27 R angab. Im Landeanflug konnten wir bereits sehen, dass ein großer Teil des Flugplatzgeländes für eine Veranstaltung abgesperrt war. Hier gab es Live-Musik, Hüpfburgen für die Kinder, Ausstellungen und verschiedene Verkaufsstände und das bei bestem Wetter. Auch hier konnten wir nach dem Abrollen direkt zur Tankstelle, um Kraftstoff aufzunehmen. Die Bezahlung von Kraftstoff und Landegebühren war problemlos über EC -Karte möglich. Den Flugplan haben wir über SkyDemon geschlossen.
Nachdem wir unsere Flugzeuge auf einem freien Geländeabschnitt geparkt hatten, bestellten wir ein Taxi, das uns zu unserer neuen Unterkunft bringen sollte. Unser Hotel, Przystań Hotel & Spa, lag direkt an einem der schönen masurischen Seen. Den Nachmittag haben wir genutzt, um am Ufer unsere Beine zu vertreten und die tolle Landschaft zu genießen. Im Hotelrestaurant wurde zu Abend gegessen und die nächsten Ziele besprochen. Morgen ist Kultur angesagt. Jörg hat eine Führung in Ketrzyn (Wolfsschanze) klar gemacht. Hier ein Zwischenstopp und dann weiter nach Vilnius.
3. Tag – Montag, 05.06.2023 – EPKE Ketrzyn, Polen -> EYVP Paluknys, Litauen
Wetter: CAVOK
Unseren Flug von EPOD DAJKI k/Olsztyna nach EPKE Ketrzyn haben wir, für dieses kurze Inlands-Leg, ohne Flugplan gemacht. Um ca. 08:00 Z (10:00 LT) ging es los, nach 30 Minuten waren wir schon dort. Der Flugplatz war aus der Luft schon gut zu erkennen. Zum Anflug nahmen wir die Gras-Piste 33, einen Flugleiter gab es nicht.
Heute Morgen waren wir die einzigen Besucher auf diesem historischen Platz. Eine russische MIG und ein Militärhubschrauber waren die verbleibenden Ausstellungsstücke, die respektvoll vor militärischen Auseinandersetzungen warnten.
Es wartete allergings eine Person auf dem Gelände, der uns freundlicherweise ein Taxi bestellte, das uns zum FHQ (Führerhauptquartier) „Wolfsschanze“ bringen sollte.
Am Haupteingang zum Gelände der „Wolfsschanze“ übernahm unser Finanzminister die Bezahlung des Eintrittsgeldes und sodann erwartete uns eine interessante historische Führung unter der Leitung von Jaroslaw Zarzecki, Historiker für Militärgeschichte, der uns in sehr gutem Deutsch die wichtigsten Schauplätze auf dem Gelände zeigte und erklärte.
Nach dieser beeindruckenden Führung ging es mit dem Taxi zurück zum Flugplatz. Unser nächstes Etappenziel war Vilnius, die Hauptstadt von Litauen, wo wir zwei Übernachtungen gebucht hatten. Die Flugplanung hatten wir bereits via SkyDemon fertig gestellt, so dass wir nur noch den Flugplan aufgeben mussten. Um ca. 12:30 Z (14:30 LT) ging der 1 Stunden Flug nach EYVP Paluknys, in der Nähe von Vilnius.
Als wir uns bei Paluknys zur Landung anmeldeten, antwortete ein nette Frauenstimme in gutem Englisch und wies uns die Gras-Piste 36 zu Landung an. Die Lady stand mit einer Handsprechfunke auf dem Gelände und regelte von dort aus den Verkehr. Gut gemacht! Nach Erreichen unserer Parkposition das übliche Prozedere: entladen, Flugzeug putzen, verzurren und abdecken. Auf unser Taxi haben wir, bei einem gepflegten Landebier, in einem Bistro auf dem Flugplatzgelände, gewartet, aber es kam keins. Zwei litauische Ladies, ich glaube eine Besitzerin des Bistros, haben unsere Lage erkannt und angeboten, uns nach Vilnius zu fahren und auch am übernächsten Tag wieder mit ihren schicken SUVs abzuholen. Wir konnten uns mit einem überschaubaren Betrag erkenntlich zeigen. Vielen Dank dafür!
Wir kamen erst am späten Nachmittag im Rock’n Roll Hotel in Vilnius an. Der Name des Hotels ist Programm, Rock- und Pop-Songs, auch aus früheren Tagen, ließen Erinnerungen wach werden. Nach dem Einchecken kurze Pause zum frisch machen und dann Essen im Hotelrestaurant. Morgen wollen wir dann Vilnius erkunden.
4. Tag – Dienstag, 06.06.2023 – Vilnius (Litauen), STEHTAG
Auch dieser Tag versprach sonniges und warmes Wetter, ein idealer Tag Vilnius zu erkunden. Unser Hotel lag nahe der Altstadt und so zogen wir los, zuerst die historischen Gebäude zu besichtigen; 15 Kirchen, verschiedene Museen und Galerien bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten. Zur Mittagszeit haben wir einen Zwischenstopp in einem Café eingelegt und uns danach Richtung Neustadt aufgemacht.
Fast 600.000 Menschen leben in Vilnius, davon nur 50 % Litauer und jeweils 20 % Russen und Polen. Vilnius‘ Atmosphäre ist von seiner Vielvölkergeschichte bestimmt. Im Laufe der Jahrhunderte siedelten hier die unterschiedlichsten Ethnien und Konfessionen und trieben Handel.
Am Fluss Neris erwartet uns die Neustadt. Von der Altstadt erreicht man sie in nördliche Richtung über eine wunderschöne Parkanlage. Das Bild ist geprägt von modernen, hohen Glasfassaden, Einkaufszentren sowie am Fluss liegenden Freizeit- und Sportanlagen.
Carsten und Sven haben für den Abend ein litauisches Restaurant ausgesucht. Unweit unseres Hotels liegt das Senoji trobelé, ein von außen unscheinbarem Restaurant, mit einem schönen Außenbereich. Eine sehr nette Kellnerin begrüßt uns in perfektem Englisch; sie erklärt uns ausführlich die traditionelle litauischen Küche und macht Vorschläge, denen wir gerne folgen. Auch für Vegetarier wurden diese Gerichte fleischlos angepasst. Dieser Abend war mal wieder famos. Stimmung, Speisen und Getränke und natürlich unsere Bedienung bleiben uns in guter Erinnerung.
Am nächsten Morgen wurden wir, zwar mit Verspätung, von unseren „Taxifahrerinnen“ abgeholt und zum Flugplatz gebracht. Die Flugvorbereitung und der Flugplan waren über SkyDemon vorbereitet, so dass wir pünktlich Richtung Kuressarre in Estland aufbrechen konnten.
5. Tag – Mittwoch, 07.06.2023 – EEKE Kuressaare, Estland
Wetter: CAVOK
Für unseren Flug von EYVP Paluknys nach EEKE Kuressaare haben wir wieder einen Flugplan über SkyDemon aufgegeben. Diesmal ging es von Litauen über Lettland nach Estland. Der Flugplatz EEKE ist eine kontrollierter Verkehrslandeplatz ohne CTR. Aufgrund einer präventiven Anfrage per E-Mail, ob wir dort betankt werden können, wurde dieses bestätigt, allerdings wurde uns gleichzeitig mitgeteilt, dass an unserem geplanten Abreisetag Markierungsarbeiten der RWYs stattfinden und der Flugplatz an dem Tag geschlossen ist. Bis dahin stand dieses noch nicht in der NOTAM. Wir konnten uns aber mit der sympathischen AFIS-Officer Katrin Lõo darauf einigen, dass wir alle spätestens um 09:00 LT in der Luft sind und die Arbeiten nicht behindert werden. Ein Tag mehr in Kuressaare hätte unseren Zeitplan durcheinandergebracht.
Nach unserer Landung stand das Personal für die Betankung bereits parat. Die Abrechnungen der einzelnen Flugzeuge für Sprit, Landegebühren etc. waren am Schalter im Flughafengebäude bereits vorbereitet und wie konnten alles mit EC-Karte bezahlen. Auch ein Taxi für 8 Personen, das uns zum Hotel bringen sollte, wurde von der netten Dame hinter dem Schalter für uns bestellt. Toller und professioneller Service.
Unser Meri Hotel & SPA hatte ich über Expedia gebucht. Ein schönes Hotel, direkt an der Promenade des Jachthafens mit leckerem Frühstück und ausgezeichnetem Preis-/Leistungsverhältnis.
Kuressaare ist ein Städtchen mit ca. 15.000 Einwohnern an der Südküste mit einer 180-jährigen Tradition als Kurort. Das bedeutendste spätgotische Baudenkmal ist die Bischofsburg aus dem 14. Jahrhundert. Der Ortskern bietet eine schöne Kulisse aus historischen und landesstypischen Gebäuden mit kleinen Cafés und Restaurants, ein Ort der Entschleunigung.
Unser traditionelles Abendprogramm fand diesmal in einem schönen kleinen Restaurant direkt am Jachthafen statt.
6. Tag – Donnerstag, 08.06.2023 – EYNI Nida, Litauen
Wie vereinbart waren wir pünktlich am Flugplatz Kuressaare und wurden von der Security bereits erwartet, die uns direkt zu unseren Fliegern durch den Sicherheitsbereich begleitete. Der Flugplan war aufgegeben (UTC – 3h). Unsere nette AFIS-Officer Katrin Lõo kümmerte sich um den Flugverkehr am Boden und in der Luft. Nach den Startvorbereitungen bekamen wir unsere Taxi-clearance zum Holdingpoint-RW 17. Nachdem Start der ersten 2 Grumman mussten wir noch die Landung einer kleineren Linienmaschine abwarten und erhielten dann die Erlaubnis zu Backtrack und Takeoff RW 17.
Unser Flug von EEKE Kuressaare geht heute nach EYNI Nida, über Lettland nach Litauen. Dieser schmale Inselstreifen gehört ungefähr je zur Hälfte zu Kaliningrad (Russland) und Litauen. Das Besondere an dem Flugplatz ist, dass sich dieser innerhalb der Restricted Aera zu Kaliningrad befindet. Der halbkreisförmige Bereich der ATZ-Nida ist deshalb beim An- und Abflug auf den Flugplatz einzuhalten und sollte im Überlappungsbereich zur Restricted Aera nicht verlassen werden.
Palanga Information hat uns erst kurz vor Erreichen unseres Zieles die Erlaubnis zum Verlassen der Frequenz erteilt. Als wir Nida Radio kontaktieren, hören wir eine freundliche Flugleiterin mit gutem Englisch. Uns wurde die Gras-Piste 25 von der Seeseite angesagt, die wir tief anflogen. Die Graspiste war gepflegt und in gutem Zustand. Auch hier waren wir herzlich willkommen und ein Taxi wurde für uns bestellt, dessen Fahrer in Deutschland gelebt hatte und einigermaßen Deutsch sprach. Kaum hatten wir die Schranken des Flugplatzgeländes verlassen, sahen wir die Polizei auf der Straße, die einen PKW checkten; an unserer Gruppe hatten sie zum Glück kein Interesse.
Unser Tagesdomizil im Ort Neringa hieß Kastytis. Da ich die Hotels immer spontan buche, war ich froh, für die ganze Gruppe eins gefunden zu haben. Was uns dort jedoch erwartete, habe ich später in der Rezession als in die Jahre gekommene Jugendherberge aus den 80ern beschrieben. Glücklicherweise haben es alle mit Humor aufgenommen, es war ja auch nur für eine Nacht.
Dieser Ort hat ungefähr das Flair einer größeren Nordseeinsel, der Anflug war herrlich und der Besuch der Grenzregion zu Kaliningrad ein Muss.
7. Tag – Freitag 09.06.2023 – EPGR Gryzliny, Polen
Heute wollen wir nach Olsztyn, um dort unseren letzten gemeinsamen Abend zu verbringen. Unser Flugplan geht also von EYNI Nida, Litauen nach EPOD DAJKI k/Olsztyna in Polen. Unsere Flugplanung läuft parallel entlang der Restricted Area zu Kaliningrad auf 5500 AMSL. Die Funkverständigung der ATC ist gut, auch in Polen, was auf dem Hinflug nicht der Fall war.
Der Anruf bei DAJTKI Radio zur Landung bleibt unbeantwortet. Wir entscheiden uns zum Anflug auf die Piste 09L und setzen unsere Blindmeldungen für jeden Teil der Platzrunde auf englisch ab. Carsten und Sven landen zuerst, gefolgt von uns mit der VL3. Wir rollen zur Tankstelle und erfahren dort, dass kein Sprit mehr da ist, wir aber in EPGR Gryzliny Sprit bekommen werden. Also wieder einsteigen und in 10 Minuten wieder landen. Unterwegs informieren wir die beiden Grumman, die noch in der Luft sind von unseren Plänen. Nachdem wir alle dort gelandet sind, wurden wir sofort von sehr freundlichen Kollegen betankt. Die Bezahlung war wieder mit EC-Karte möglich. Wir entschieden uns, dort am Platz zu bleiben und ein Taxi zu bestellen, das uns nach Olsztyn zum Hotel bringen sollte.
Das Hotel Best Western Plus Olsztyn liegt am Rande der Altstadt, ein guter Startpunkt den Ort zu erkunden. Die Altstadt ist sehr schön, lange Fußgängerzonen mit schönen Gebäuden und einer belebten Gastronomie laden uns erst einmal zu einem ausstehenden Landebier ein. Wir suchen uns noch ein schönes Restaurant für den Abend und genießen die Ruhe des Nachmittags. So viel Spaß dies Tour auch macht, sie ist auch anstrengend.
8. Tag – Samstag 10.06.2023 – Splitt Homebase EDXG
Wir treffen uns morgens im Frühstücksrestaurant des Hotels und quatschen noch ein bisschen über unsere Tour und bereiten uns schon innerlich auf den Abflug vor. Das Taxi holte uns pünktlich vom Hotel ab und brachte uns zum Flugplatz. Hier trennen sich unsere Wege. Den weitesten Weg haben unsere Vikings, die wollen noch einen Zwischenstopp in Itzehoe, Hungriger Wolf, bei Carsten und Sven machen. Wir fliegen mit der VL3 die 850 km nonstop nach Hause, knappe 3 Stunden, mit leichtem Rückenwind. Über Berlin eine kleine Regenwolke die wir unterkreuzen, sonst alles CAVOK.
Hendrik